Urlaubsfreuden- Urlaubsleiden

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London

Meine damals beste Freundin Judy und ich ( wir waren so eng verbunden wie Schwestern )  beschlossen nach England zu fliegen. Wir planten alles sehr gut und freuten uns wie verrückt auf unseren ersten gemeinsamen Mädls Urlaub.
Sie ging ein halbes Jahr ins Gymnasium und war darum überzeugt perfekt Englisch zu sprechen. Da sollte sie in England an ihre Grenzen stoßen.....  lach.


Aber da hatte ich die Rechnung ohne meine Eltern gemacht, denn sie wollten nicht, dass wir ohne männliche Begleitung flogen.
Unsere Freunde interessierte London überhaupt nicht, also beschlossen wir, der Cousin meiner Freundin muß mit.
Er wollte anfangs auch nicht,da er für uns nicht das Kindermädchen spielen wollte. Aber das ließen wir nicht gelten.
Am Tag des Abflugs stopften wir ihn förmlich ins Auto.
Jetzt gings zum Flughafen.
Das richtige Gade hatten wir bald gefunden, aber der Flug verspätete sich und verspätete sich..... nach etlichen Kafffes, Wurstsemmeln und viel  Gelächter, war das Flugzeug bereit für uns. Wir hoben mit dreistündiger Verspätung ab. Meine Freundin und ich genossen den Start. Als wir zu ihrem Cousin rüberschauten saß er sehr verkrampft da. Ihm gings nicht besonders. Judy wollte ihn trösten und meinte der Flug dauert nicht so lange und solange es kein Gewitter gibt ist es nicht so schlimm. Sie hatte nicht mal ausgesprochen fing es zu donnern an.Die Blitze ließen auch nicht lange auf sich warten. Dann hörten wir die Stimme des Piloten, dass sich alle anschnallen sollen da wir in eine Schlechtwetterfront flogen. Jetzt begann das Flugzeug zu schlingern und viel in  ein Luftloch nach dem anderen es rüttelte uns ganz schrecklich durch.Jetzt saßen alle mit angstgeweiteten Augen da und klammerten uns  an den Sitzen fest.
Einige Passagiere beteten, die anderen erbrachen sich in die bereitgestellten Tüten.
Es war kurz davor, dass Panik ausbrach.
Judy und ich hielten Händchen. Ich sah schon mein Leben vor mir ablaufen und dachte, das ist jetzt unser Ende.
Wie durch Zauberhand beruhigte sich die Situation , der Pilot gab Entwarnung. Alle waren sehr erleichtert und bei der Landung bekam er einen Extra Applaus.
Der Cousin meiner Freundin jammerte er würde nie mehr Fliegen. Judy meinte trocken na dann musst eben nach Hause gehen....
Wir fuhren mit einem Shuttlebus ins Hotel.
Es sah sehr bedrohlich und düster aus wie aus einem Horrorfilm.
Die besten Jahre hatte das Hotel schon lange hinter sich.
Innen wurde es auch nicht besser, alles mit rotem verschlissenem Samt ausgekleidet.Der Hotelbesitzer übergab uns die Schlüssel und warnte uns sogleich vor einer bestimmten Stufe, auf die wir nicht draufsteigen sollten.Diese befand sich im ersten Stock, also zwischen dem Zimmer des Cousins und unserem. Da war wie ihr euch denken könnt unsere Neugier geweckt.
Die ganze Treppe war mit sehr schweren  Teppichen ausgelegt
Wir gingen   hoch, zählten mit und standen nun vor dieser Stufe.
Ich stieg sehr vorsichtig drauf, da gab der Teppich etwas nach.
Mit vereinten Kräften zerrten wir ihn so hoch, dass wir sehen konnten was darunter war. In der Stufe war ein Loch ca so groß, dass ein Männerfuß leicht durchpasste, es schien Licht durch, war auch kein Wunder, denn man sah die Treppe vom darunterliegendem  Stock..Wir sahen uns fassungslos an. Judy war sprachlos, das kam wirklich sehr selten vor.Wir zogen den Teppich wieder an seinen Platz und schauten, dass wir ins Zimmer kamen.
Das war ein sehr kleines Zimmer. Ein großes Doppelbett, ein Schrank, wenn man das Fenster öffnen wollte musste man ins Bett steigen. Bad und WC natürlich am Gang. Meine Freundin flüsterte, das käme davon wenn man ein so billiges Hotel nimmt. Wir sahen uns an und fanden die Situation so komisch,dass wir in schallendes Gelächter ausbrachen.
Es kopfte an der Tür ich ging hin. Der Cousin stand draußen und beklagte sich bitter über sein Zimmer. Als er unseres sah war er aber sofort still. Denn sein Zimmer war gleich wie unseres, aber da er nur ein Einzelbett hatte wars größer.
Wir waren sehr erschöpft von dem langen Tag. So gingen wir bald schlafen.
Ich schlief tief und fest, die anderen auch.
Am nächsten Morgen waren wir ausgeschlafen und sehr abenteuerlustig.
Wir beschlossen in den naheliegenden High Park zu fahren.
Es ist ein großer sehr gepflegter und schöner Park. Wir schlenderten eine Weile ziellos durch die Gegend, als meine Freundin und ich eine große Statue bemerkten, wir sahen uns mit schalkblitzenden Augen an. Wir hatten wie so oft den gleichen Gedanken, sprinteten los, der etwas dickliche Cousin hechelte hinter uns her.
Judy und ich kletterten lachend auf die Statue.
Der Cousin schrie entsetzt wir sollten wieder runterkommen, das wäre sicher nicht erlaubt. Judy schrie zurück, dass er auch raufkommen soll. Der Cousin rief es kommen die Bobbys ( Polizisten ) und hechtete in den nächsten Busch.
Jetzt wurde uns etwas mulmig und wir begannen mit dem Abstieg. Zu spät die Bobbys standen mit verschränkten Armen vor uns und sahen uns böse an.
Ich stieß Judy an, sie fing auch gleich an in Englisch zu reden, sie redete und redete und redete. Ich verstand kein Wort. Aber das ging nicht nur mir so. Die Bobbys sahen sich an, dann Judy und nach einer Weile sagte der eine, sie soll doch bitte Englisch mit ihnen sprechen, denn sie verstanden kein Wort.
Meine Freundin war so paff, dass sie nichts mehr sagte.
Ich entschuldigte mich in schlechten Englisch bei ihnen und versprach es nicht mehr zu machen.
Ich konnte es nicht glauben sie hatten mich verstanden !!!
Sie nickten jetzt freundlich und gingen......
Ich schaute jetzt meine Freundin triumphierend an und meinte, na wer kann jetzt besser Englisch von uns beiden... Sie schämte sich.
Jetzt zogen wir noch den feigen Cousin aus dem Strauch und gingen gutgelaunt aus dem Park.

Wir sahen uns natürlich den Big Ben, die Tower Bridge und die Wachablöse beim Backing Ham Palast an.
Was mich am meisten fasziniert hat, war das große Kaufhaus Herrods und das Wachsfigurenkabinett.
Dieses Kaufhaus war einfach gigantisch, es schaute von außen aus wie ein Schloß.
Innen ist es sehr elegant eingerichtet. Ich fühlte mich wie in Tausend und einer Nacht.
So viele Artikel und so viel Auswahl ich hätte nicht für möglich gehalten wieviele verschiedene Käse, Tee, Kaffeesorten es gab.
Es gab fast ein Stockwerk mit Weihnachtssachen. Judy und ich sahen uns an und staunten.
Das war das Paradies für uns.
Nicht anders zu erwarten blieben wir den ganzen Tag. Den Cousin hatten wir in einem Cafe abgestellt. Also hatte jeder von uns etwas davon.... lach
Ich musste dringenst aufs Wc. Wir hatten das vermieden, denn der Eintritt dafür war heftig. Also lief ich hin und zahlte, aber ihr könnt es glauben es war diesen Preis wert. Zwei sehr freundliche Damen begleiteten mich, die eine hielt mir die Eingangstür zum Wc auf. Die zweite begleitete mich bis zur Wc Tür und öffnete sie mir. Ich konnte es nicht glauben die Wc Brille war goldfarbig.
Der Boden und die Wände waren aus Marmor. Es roch soo gut.
Als ich fertig war, öffnete ich die Wc Tür die nette Dame schloß sie. Ich wusch meine Hände in einem goldfarbigen Waschbecken, sprühte mich noch mit bereitgestelltem Parfum ein und schwebte aus dem Wc. Als meine Freundin meinen verklärten Blick sah, musste sie natürlich auch rein.
Als sie rauskam hatte sie den gleichen Blick wie ich......
Wir fanden beide das Highlight von Herrods war das WC.

Der nächste Programmpunkt war das Wachsfigurenkabinett, auf das waren wir am meisten gespannt.
Meine Freundin quatschte einen Mann an, den sie für einen der Angestellten hielt sie redete und er schwieg.
Ich ging zu ihr rüber und fragte, ob ich vielleicht wieder übersetzen solle.
Das brachte mir einen vernichteten Blick ein.
Sie stubste ihn an, aber er wackelte nur ein wenig und rührte sich nicht, jetzt bemerkten wir dass er auch aus Wachs war..... Wir bogen uns vor Lachen.
Unglaublich  wie echt die aussahen.
Ich ging weiter und entdeckte ein großes Himmelbett, was ich dann sah empörte mich sehr.
Stellt euch vor in dem Bett lag eine Dame und schlief.
Das mitten im Wachsfigurenkabinett das ging ja nicht.
Ich beobachtete sie eine Weile sie schlief sehr fest, denn ihr Brustkorb senkte sich sehr langsam.
Jetzt holte ich Judy und den Cousin zur Hilfe.
So standen wir zu dritt belämmert rum.
Ich fasste mir ein Herz und begann an ihrem Arm zu rütteln.
Keine Reaktion ich brustete los und sagte zu den beiden schon wieder eine Wachsfigur. Die beiden glaubten es erst als sie die Schlafende angriffen......  grins.
Wir wollten unbedingt das Reich von Jack the Ripper sehen. Es befand sich natürlich im Keller des Gebäudes. Man fuhr in kleinen Waggons auf Schienen rein.
Es war gerade so hell, dass man alte enge Gassen vom alten London sehen konnte durch die man durchfuhr. Ein unangenehmer Modergeruch stieg uns in die Nase.
Jetzt hörte man angsterfüllte panische Schreie einer Frau.Uns standen die Haare zu Berge. Im nächsten Moment blieb unser Waggon stehen, es wurde sehr hell und man sah einen fürchterlich zugerichteten aufgeschlitzten Frauenkörper liegen.
Das wiederholte sich einige Male das war ganz schön gruselig, denn man kam sich vor als wäre man mitten im Geschehen.
Als wir rausfuhren waren Judy und ich ein wenig weiß um die Nase.
Den Cousin hatte es aber am Ärgsten mitgenommen. Er saß mit angstgeweiteten  Augen da und rührte sich nicht. Er war den Rest des Tages sehr schweigsam.
Jetzt hatten wir Durst und wollten in einem Lokal  Mineralwasser bestellen. Das wurde schwieriger als gedacht.
Denn der Kellner verstand uns nicht, zu seiner Unterstützung kamen noch zwei Andere. Wir sagten Mineralwater
Judy probierte es mit Zisch Zisch Water.
Ich setzte noch ein Blub Blub Water nach.
Die drei  Kellner sahen uns verständnisslos an. Wir unterhielten schon das ganze Lokal.
Jetzt kam zum Glück der Cousin auf eine glorreiche Idee er ging hinter den Tresen und zeigte auf das Mineralwasser.
Aha Sparklingwater. Jetzt lachte das ganze Lokal und einige riefen begeistert Blub Blub Water...... Weil wir uns so angestrengt hatten mussten wir die Getränke nicht bezahlen. Wir bedankten uns herzlich und fuhren in unser Hotel.
Die letzten Nächte gestalteten sich so-- der Cousin fürchtete sich so, dass er sich nicht in sein Zimmer traute. Er steckte uns mit seiner Panik so an dass wir  die verbleibenden Nächte fast nichts schliefen.
Wir saßen fast die ganze Nacht zu dritt auf unserem Bett und trauten uns nicht alleine aufs Wc.....
Also war es im Grund ein Mädls Urlaub....lach
Diese Reise wird mir immer in Erinnerung bleiben, denn es war meine Letzte die ich ich mit meiner besten Freundin Judy verbrachte. Sie starb an Knochenkrebs.
Aber in meinem Herzen lebt sie weiter.
Diese gemeinsam erlebte  Geschichte widme ich meiner Judy