Feuerinferno
Und ich mittendrin
Es war ein Freitagabend wie jeder Andere. Mein Freund und ich machten es uns vor dem Fernseher gemütlich. Wir hatten eigentlich vor um 24 Uhr schlafen zu gehen, aber eine Sendung war so interessant, dass wir erst um 1.45 im Bett waren… Das hat uns das Leben gerettet.
Da ich mir nicht sicher war ob die Haustür zugesperrt war, bat ich meinen Freund noch mal nachzusehen.. Er griff die Türschnalle an, die war heiß. Er sah durch den Türspion und bemerkte einen Lichtschein und viel Rauch- Er schrie zieh deine Hose an es brennt… Mein Freund lief ins Bad, machte ein Handtuch nass und stopfte es in die Tür und rief die Feuerwehr. Dann half er mir meine Hose anzuziehen…
Das Ganze dauerte nur ein paar Minuten, als ich vor dem Schlafzimmer stand, füllte sich der ganze Vorraum mit Rauch, das ging so unheimlich schnell. Jetzt hörten wir von unten Geschrei, hupen und pfeifen die Bewohner vom Nebenhaus warnten uns… auf einmal hörten wir noch viel ärgere Schreie dann ein Klatschen, als wäre ein Mensch aus dem Fenster gesprungen… und danach beklemmende Stille…Mein Freund und ich sahen uns betreten an.
Er meinte wir müssen auf den Balkon so schnell als möglich…Er zerrte mich förmlich raus…
Als wir draußen ankamen, hatte sich bereits die ganze Wohnung mit Rauch gefüllt…Der war so dick man sah die eigene Hand nicht mehr vor seinem Gesicht... Dieser Rauch kam von überall von drinnen aus der Wohnung, von oben unten und von der Seite. Da ich schon lange allergisches Asthma habe, war das für mich doppelt arg, ich würgte hustete ich bekam fast keine Luft mehr. Ich kämpfte ums Überleben…
Mein Freund hatte zum zweiten mal die Feuerwehr angerufen… und ihnen wieder gesagt, dass ich im Rollstuhl sitze und es unmöglich ist zu entkommen.. Es waren ein paar Minuten vergangen mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Da hörte ich Sirenengeheul und kurz danach sah man blaues Licht von den Feuerwehrautos. Ich dachte es wird gleich alles gut… Aber da hatte ich mich getäuscht.
Es hatte 3 Grad draußen… Mein Freund lief nochmals in die Wohnung zurück holte ein paar warme Decken für mich…wickelte mich ein, setzte mir meine ffp2 Maske auf, die hatte er in der Wohnung auf am Küchentisch gefunden…Er fächelte mir ständig den Rauch weg.. Das half aber nur sehr wenig, da der Rauch immer dichter und schwärzer wurde… Ich kotzte mir die Lunge aus dem Leib. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich das war`s , wir sterben… Aber dann dachte ich an meine Tochter. Was die ohne mich machen würde… und meine Mutter die im Nebenhaus wohnte, das Feuer sah, wusste das ich im 5. Stock bin und mir nicht helfen konnte…
Alles schrie in mir: du musst das überleben , dass kannst du ihnen nicht antun…
Ich dachte auch an meine Nachbarin der es auch nicht besser ging als mir, sie fuhr auch mit einem Rollator, lebte -- genauso wie ich im 5. Stock… und meine kleine Freundin vom 4. Stock wie wird es denen jetzt gehen und meinen ganzen anderen Nachbarn….Sollte es das jetzt gewesen sein ??? Alles schrie in mir nein das kann nicht sein… Inzwischen war der Strom aus.. Das war so gespenstisch… Wir hatten zum Glück eine Taschenlampe am Balkon.. Jetzt sah ich erst, dass mein Freund nur Schlapfen anhatte, aber keine Socken…
Ich röchelte und hustete. Mir war trotz der vielen Decken eiskalt und ich wurde müde, so schrecklich müde…Das Anzeichen von einer Rauchgasvergiftung, das erfuhr ich erst später… Ich verlor jegliches Zeitgefühl… Ich sah das besorgte Gesicht meines Freundes und er versuchte alles, dass ich nicht einschlief…
Nach einiger Zeit, hörten wir Stimmen, mein Freund meinte es sind Feuerwehrmänner unten… Er nahm die Taschenlampe und schwenkte sie hin und her, damit sie sahen, wo wir sind... Jetzt hörten wir ein lautes Geräusch an der Wohnungstür es hörte sich an, als würde jemand klopfen… ich flüsterte ich glaub das sind die Feuerwehr Leute….Aber es kam niemand. Inzwischen war mein Husten so arg, dass meine Lunge wie Feuer brannte und pfiff…Wenn ich nicht bald vom Rauch wegkam, dann sah es sehr duster für mich aus…Ich fragte meinen Freund wie spät es ist er meinte es ist halb vier… ich seufzte wie lang wird das denn noch dauern…Mein Freund nahm mich in die Arme und sagte halt noch aus, wir entkommen dieser Hölle, ganz sicher… Ich lächelte ihn an und meinte ganz sicher, denn Aufgeben das gibt es nicht… Er drückte mich ganz fest an sich und so saßen wir eine Weile….
Der Rauch wurde weniger, darum brachte mich mein Freund wieder hinein in die Wohnung wir saßen in der Küche, als wir Stimmen vor unserer Tür hörten und dann kamen 2 Feuerwehrmänner rein…Sie fragten wie es uns geht, sie sahen besorgt zu mir… Ich meinte erleichtert jetzt gut, denn ich weiß, dass wir gerettet werden….. Sie sagten über das Stiegenhaus können sie mich nicht tragen, dass sei viel zu gefährlich….Die Hausbewohner bis zum dritten Stock haben sie mit Leitern geborgen… Denn längere Leitern haben sie nicht…Aber das hätte mir eh nix geholfen, denn ich hätte nicht runterklettern können… Sie haben gesagt sie hätten einen Kranwagen mit Korb mit dem sie mich bergen werden…
Ich war sehr erleichtert. Es dauerte dann noch eine Weile, aber es waren alle paar Minuten Feuerwehrmänner bei uns und das war sehr beruhigend…Jetzt war es so weit… Das Problem war, sie konnten den Kranwagen nicht unter unserem Balkon abstellen. Ich musste in die Nachbarwohnung, denn dort stand der Kranwagen aber nicht vor dem Balkon, sondern vor dem Fenster. Also fragten sie ob es mir irgendwie möglich ist, dorthin zu kommen.. Ich meinte, mit dem Rollator müsste es gehen…..Gesagt getan .Wir mussten ins Stiegenhaus um in die andere Wohnung zu gelangen… Was ich da sah erschütterte mich… Im Schein der Taschenlampen sah ich, das Stiegenhaus war völlig ausgebrannt. Alles kohlrabenschwarz. Die Bodenfließen waren nicht mehr da alles geschmolzen. Ich sah ein kleines schwarzes Knäuel, schwarzes Irgendwas vor meiner Wohnungstür. Das ist von meinem Rollstuhl übrig geblieben….
Unsere Wohnungstür zu dreiviertel verbrannt ich flüsterte geschockt, das war aber knapp. Ein Feuerwehrmann sagte ernst…Wenn die Sicherheitstür nicht gewesen wäre, und das Feuer nur 5 Minuten länger gedauert hätte, dann wären wir verbrannt…
Das klopfen dass wir gehört haben , war der Löschstrahl der auf unsere Tür gerichtet war, denn das Feuer ist wie durch einen Kamin zu uns rauf gefahren und hat uns voll erwischt….Mit wackeligen Knien ging ich weiter in Die Wohnung unseres Nachbarn…. Ich sah den Gitterkorb vom Bergungskran vor dem Fenster und dachte mir die bekommen mich nie aus dem Fenster raus… Der eine Feuerwehrmann sagte ich kann ihnen vertrauen… sie griffen mich der eine rechts der andere links unter die Oberschenkel (ich saß richtig auf ihren Händen) und sagten ich soll mich einfach zurückfallen lassen… Mein Freund stand hinter mir, so hoben sie mich aufs Fensterbrett. Im Korb stand ein dritter Feuerwehrmann und der schob mich in den Korb… Ich habe extreme Höhenangst, die war wie weggeblasen…Das tat so gut die frische Luft zu atmen…Meine Lungen füllten sich gierig damit….Mein Freund stieg auch in den Korb und jetzt ging es abwärts … Wie ich aus dem Korb wieder rauskam ist mir schleierhaft… aber ich schaffte es irgendwie…
Danach kamen wir in den Gemeindesaal … Meine kleine Freundin stürmte zu mir umarmte mich weinte ich konnte sie kaum beruhigen… Sie stammelte sie hätte geglaubt ich bin aus dem 5,Stock gesprungen.. Ihr Mann beruhigte sie und meinte dass es das nicht gibt, Denn ich hätte nicht über den Balkon klettern können. Warum sie das geglaubt hatte, dass erfuhr ich erst später.
Sie erzählte mir, dass ihre Schwiegermutter sich vom Balkon im 2. Stock mit zusammengebundenen Leintücher abgeseilt hatte, im 1. Stock riss es. Sie rappelte sich auf zerrte einen Feuerwehr Mann und einen Polizisten auf die Rückseite des Hauses wo ich wohnte und schrie, Gaby ist da im 5. Stock sie ist im Rollstuhl und kann nicht runter…Das hat mich so berührt….Denn sie hat ihr Leben aufs Spiel gesetzt um mir zu helfen....
Unser Bürgermeister, das Krisenteam und ein Arzt waren bereits da…
Der Arzt untersuchte mich, diagnostizierte eine leichte Rauchgasvergiftung, er meinte zum Glück hatte ich eine Maske auf,,, denn sonst würde das anders ausschauen.. Ich bekam 2 Stunden Sauerstoff und er meinte eigentlich müsste ich ins Krankenhaus als ich abwinkte meinte er… Ich muss schauen wenn es nicht schlechter wird dann muss ich nicht….
Unser Bürgermeister hatte alles so gut organisiert, wir und alle Bewohner bekamen sofort Übergangswohnungen….. Es gab so einen Zusammenhalt und so viel Hilfsbereitschaft von meiner Familie, Freunden , Bekannten, von Menschen von denen wir es nie erwartet hätten und die wir nicht mal gekannt haben…
Vielen, vielen Dank dafür … Es tut gut, dass es so Menschen wie euch gibt….
Zum Schluss noch das sehr Tragische.
Meine 23 Jährige Nachbarin , die wohnt eine Wohnung weiter sah das Feuer rannte zum Balkon und sprang in Panik runter und das vom 5. Stock dass war der dumpfe Aufprall und das Geschrei, dass wir gehört hatten…Sie hatte unwahrscheinliches Glück, denn rechts sind Waschbetonplatten links ist eine Mauer und inzwischen ein schmaler Rasenstreifen…dort ist sie aufgeschlagen. Sie war in Tiefschlaf, hat sich mehrere Knochen gebrochen.. Ist nach ein paar Tagen wieder aus dem Tiefschlaf erwacht und wird wieder völlig gesund. Gott sei Dank.
Meine andere Nachbarin über 90 Jahre auch vom 5.Stock hatte nicht so viel Glück sie starb an einer Rauchgasvergiftung…
Dieses Inferno ausgelöst von einer Kerze, die ein Mieter ohne Untersetzer brennen ließ, einschlief und damit unser ganzes Haus mit 36 Parteien abfackelte…….